Squash: Münster Open

WN: Herr im eigenen Haus

Münster - Es ist das einzige Weltranglisten-Turnier in Nordrhein-Westfalen. Die Münster Open hatten auch 2017 einiges zu bieten.

Von Max Keldenich

Jetzt geht es sportlich um alles im Squash-Center an der Borkstraße: Julian Scheipermeier bindet sich entschlossen ein Halstuch um den Kopf, beißt noch einmal in eine Banane und nimmt einen großen Schluck Wasser, ehe er den Court betritt. Beim Finale in der Leistungsklasse B der Münster Open trifft er auf Ali Liaquat. Der Pakistani hat sich schon früh warm gemacht, weil ihn Probleme mit dem Fußgelenk plagen. Bei der Partie geht es zur Sache: Der Münsteraner Scheipermeier behält dabei die Oberhand und gewinnt das Spiel nach den ersten drei Sätzen. Es ist nur eines von vielen Highlights bei den Münster Open, dem einzigen Squash-Weltranglistenturnier in Nordrhein-Westfalen.

Für Scheipermeier ist es ein Heimspiel in gewohnter Umgebung, das er am Ende souverän bestreitet. Bereits seit 13 Jahren holt er mehr oder weniger erfolgreich zum Rückschlag aus. Im Finale versucht er immer wieder, die Bälle an die Seitenwände zu spielen. Ein ums andere Mal bringt er seinen Gegner mit Bällen ins Nick zur Verzweiflung. Dabei prallt der Ball zwischen Seitenwand und Boden und ist für Gegner Ali kaum noch zu erreichen. Dies macht aber nicht das Geheimnis des Erfolgs von Scheipermeier aus, der sein Spiel als lässig und frech charakterisiert. „Wichtig ist, dass man sich auf den Gegner einstellt und seine Schwächen konsequent nutzt“, sagt Scheipermeier. So sieht es auch sein Trainer Ralf Brandt, der Squash gerne mit Schach vergleicht. „Es geht darum, taktisch zu spielen und den Gegner so zu beherrschen“, meint Brandt.

Dies gelingt Scheipermeier im Finale gegen Kontrahent Ali Liaquat eindrucksvoll, der aus der Nähe von Kassel angereist ist. „Ich liebe Squash“, sagt der 18-Jährige, der vor über zwei Jahren als Flüchtling nach Deutschland kam. Der Rückschlag-Sport ist seine Ablenkung vom Alltag und von einem schweren Schicksalsschlag. Ali hat seine ganze Familie in Pakistan verloren. Taliban-Kämpfer töteten seine Eltern, weil sie ihn und seinen Bruder zu Kämpfern ausbilden wollten, was die Eltern jedoch ablehnten. Ali ist froh, in Deutschland zu leben, wo er weiterhin seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen kann. „Squash ist in Pakistan sehr beliebt. Wir haben sogar eigene Schiedsrichter“, erklärt Ali, der sich schon auf sein nächstes Turnier freut.

Heimsieg - Scheipermeier (r.) gab Liaquat im Finale das Nachsehen. Foto: Peter Leßmann

Heimsieg - Scheipermeier (r.) gab Liaquat im Finale das Nachsehen. Foto: Peter Leßmann

Bericht aus den Westfälischen Nachrichten